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  Geschichte
 

 

1856 bis 1933

 

Basis des Unternehmens war anfangs eine Schneidemühle, die auf Antrag von Andreas Bauer aus Heinrichs im preußischen Landkreis Schleusingen mit kurfürstlicher Konzession vom 28. Dezember 1740 in einen Stahlhammer umgewandelt wurde. Die Brüder Löb und Moses Simson beteiligten sich 1854 zu einem Drittel an diesem Betrieb. 1856 folgte daraus die Gründung der Firma Simson & Co, die weiterhin Holzkohlenstahl produzierte, der unter anderem für die Herstellung von Jagd- und Militärwaffen Verwendung fand. Seit 1866 belieferte Simson die preußische Armee mit Gewehren.

 

 

Ab 1896 erweiterte Simson seine Produktpalette und stellte die ersten Fahrräder, die englischen Vorbildern ähnelten, her. Die Firma Simson wurde bald zu einem der großen Fahrradproduzenten. 1907 begann die Entwicklung von Personenkraftwagen, die 1908 zur Konstruktion eines Kleinwagens führte, aber erst nach dem Eintritt eines erfahrenen Konstrukteurs gelang 1912 mit dem Simson A der erste produktionsreife Kraftwagen. Wurden 1855 gerade 20 Mitarbeiter beschäftigt, so gab es 1904 schon 1200 und 1918 3500 Beschäftigte beim größten Arbeitgeber Suhls.

 

 

Nach dem Ersten Weltkrieg musste die stark expandierte Waffenproduktion eingestellt werden. Allerdings konnte Simson am 25. August 1925 aufgrund des Friedensvertrags von Versailles mit der Reichswehr einen Monopolvertrag zur Lieferung von leichten Maschinengewehren abschließen. Daneben begann das Unternehmen 1924 die Serienproduktion von Automobilen der Luxusklasse, insbesondere des Modells Simson Supra, das auch im Rennsport erfolgreich fuhr. Ab 1930 wurden auch Kinderwagen hergestellt.

 

 

Die Stellung als offizieller Lieferant der Reichswehr ermöglichte es Simson, die Weltwirtschaftskrise von 1929 zu überstehen, während die lokale Konkurrenz von vielen Firmenzusammenbrüchen betroffen war. Dies führte zu Beschwerden und Klagen über die staatlichen Subventionen sowie zur Forderung des Verbandes der Suhler Gewehrfabrikanten e.V., Heeresaufträge nicht nur an die Firma Simson zu vergeben. Die Anfeindungen wurden von den Nationalsozialisten aufgegriffen, um die „jüdischen“ Geschäftsführer Arthur und Julius Simson anzugreifen und zu diffamieren.

 

 

1933 bis 1945

 

 

Noch im Januar 1933 gründeten die Eigentümer die Waffen- und Fahrzeugwerke GmbH, um den Familiennamen aus dem Firmennamen zu entfernen. Aber schon kurz nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten startete der thüringische Gauleiter Fritz Sauckel ein Untersuchungsverfahren mit der Begründung, das Deutsche Reich sei durch das „jüdische“ Unternehmen bei der Abrechnung der staatlichen Aufträge übervorteilt worden. Obwohl der Reichsrechnungshof keine übermäßigen Gewinne feststellen konnte, kam es auf Initiative von Sauckel 1934 in Meiningen zu einem Schauprozess gegen Arthur Simson und einige leitende Angestellte wegen „Übervorteilung des Reiches“. Allerdings mussten die inhaftierten Angeklagten ein Jahr später aus Mangel an Beweisen in allen Punkten freigesprochen werden.

 

 

Noch während des Prozesses wurden die Brüder Simson gezwungen, die Rechtsform ihres Unternehmens zu ändern und den Berliner Kaufmann und NSDAP-Mitglied Herbert Hofmann an der dann unter Kommanditgesellschaft Berlin-Suhler Waffen- und Fahrzeugwerke Simson & Co. genannten Gesellschaft zu beteiligen. Dadurch war ihnen die Kontrolle über ihre Firma entzogen worden und auf den Treuhänder Hoffmann übergegangen. Zwecks Arisierung wurde das Unternehmen mit einem Wert von zirka 18 Millionen Reichsmark und einem Jahresgewinn 1934 von rund 1,6 Millionen Reichsmark Friedrich Flick für einen Preis von 8 bis 9 Millionen Reichsmark angeboten.[2] Flick lehnte dies aber nach längeren Verhandlungen ab.

 

 

Im August 1935 erwirkte Sauckel ein Revisionsverfahren vor dem Oberlandesgericht Jena, diesmal unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Das endete mit einem Schuldspruch und einer Geldbuße von 9,75 Millionen Reichsmark gegen die Inhaber.[3] Der angebliche Übergewinn wurde durch die deutsche Revisions- und Treuhand AG errechnet. Das nötige Geld konnte nur durch einen unter Waffengewalt erzwungenen Verzicht der Eigentümer Julius und Arthur Simson auf das Werk beglichen werden, so dass am 28. November 1935 das Unternehmen auf Fritz Sauckel übertragen wurde. Die Familie Simson konnte 1936 ins Ausland fliehen und wanderte in die USA aus. Der Name Simson wurde schließlich aus der Firmenbezeichnung gestrichen.

 

 

Das Werk lieferte in der Folge den Grundstock für die 1936 gegründete Wilhelm-Gustloff-Stiftung. Am 1. September 1934 wurde die Automobilproduktion eingestellt, 1936 erstmals das Leichtmotorrad BSW 98 gebaut. Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges begann die Produktionseinstellung von Fahrrädern, Kinderwagen und Motorrädern. 6000 Mitarbeiter fertigten in den Gustloff-Werke – Waffenwerk Suhl Kriegswaffen, unter anderem in Suhl allein im Jahr 1944 61.450 Stück vom Maschinengewehr Typ 42.

 

 

1945 bis 2010

 

 

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Werke von den Alliierten als Rüstungsbetrieb eingestuft, das Werk 1946 weitgehend demontiert und als Reparationszahlung in die Sowjetunion transportiert. Mit dem Rest wurde die Produktion von Jagdwaffen, Kinderwagen und Fahrrädern wieder begonnen. 1946 wurde Simson & Co. Suhl, Fahrradfabrik der sowjetischen Aktiengesellschaft für Spezialmaschinenbau in die sowjetische Aktiengesellschaft SAG Awtowelo (AWO) eingegliedert. Ab 5. März 1947 hieß der Betrieb Staatliche Aktiengesellschaft "Awtowelo" Werk vorm. Simson & Co; Suhl (Thür.).

 

 

Ende 1948 erhielt das Werk von der Sowjetischen Militäradministration (SMAD) den Befehl, ein seitenwagentaugliches Motorrad mit 250-cm³-Viertaktmotor zu bauen, die spätere AWO 425. Dieses Modell ähnelt der EMW beziehungsweise BMW R 25, jedoch sind die Fahrzeuge kaum ersatzteilkompatibel.

 

 

Am 1. Mai 1952 wurde das Werk als VEB Fahrzeug und Gerätewerk Simson Suhl ein volkseigener Betrieb in der Industrieverwaltung 19 Fahrzeugbau der DDR, der späteren IFA – Industrieverband Fahrzeugbau der DDR, eingegliedert. Produziert wurden neben der AWO 425 (von da an als Simson 425 bezeichnet) auch Mopeds, Mokicks und Roller.

 

 

1961 wurde die Produktion der Simson 425 zugunsten der kleineren 50-cm³- bzw. 70-cm³-Mokicks eingestellt. Die Motorradproduktion in der DDR wurde vom MZ allein übernommen. Diese Aufteilung der Marktsegmente blieb bis zum Ende der DDR bestehen.

 

 

Ab dem 1. Januar 1968 hieß Simson nach dem Zusammenschluss mit dem "VEB Ernst-Thälmann-Werk Suhl" (einer Jagdwaffenfabrik) VEB Fahrzeug- und Jagdwaffenwerk „Ernst Thälmann“ (FAJAS).

 

 

Nach der deutschen Wiedervereinigung wurde Simson, das von 1955 bis 1990 über 5 Millionen Kleinkrafträder produziert hatte, von der Treuhandanstalt abgewickelt, aber als Suhler Fahrzeugwerk GmbH sofort wieder neu gegründet.

 

 

Die Mokickbaureihen wurden modernisiert und man engagierte sich im Automobilbau, indem man das in Ibach im Hotzenwald entwickelte viersitzige Elektroauto namens „Hotzenblitz EL-Sport“ produzierte. Allerdings wurde das Modell nur in einer kleinen Serie von 140 Stück gefertigt, da es kaum Kaufinteressenten gab.

 

 

Nach mehreren Beinahe-Insolvenzen musste die Firma am 28. Juni 2002 endgültig Insolvenz anmelden; der Firmenbesitz wurde im Mai 2003 versteigert. Die MZA Meyer-Zweiradtechnik Ahnatal GmbH übernahm Waren- und Lagerbestände, Werkzeugpakete, sowie Zeichnungs- und Urheberrechte der ehemaligen Simson Motorrad GmbH & Co. KG. Zudem wurde eine Nutzungs- und Lizenzvereinbarung mit der TLG Simson Gewerbepark GmbH, dem Inhaber der Urheberrechte vor 1992, über den Markennamen "Simson" abgeschlossen. MZA kann seitdem diverse Markenzeichen, Logos und Altdokumente nutzen.

 

 

Im Mai erfolgte die Gründung der MZA-Niederlassung Suhl in den ehemaligen Räumlichkeiten von Simson. Hier befindet sich die Verwaltung des Hochregallagers, und es werden diverse Baugruppen montiert und gefertigt. 2009 wurde der alte Motor mit 4-Gang-Getriebe, Typ M541 mit 50 cm³, der in S51, Schwalbe und Co. verbaut ist, neu produziert, um den Altbestand an Fahrzeugen zu sichern.

 

Simsonfreunde aus ganz Deutschland treffen sich mittlerweile einmal im Jahr zum Herrentag (Vatertag/Christi Himmelfahrt) für drei Tage in Suhl.

 
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